Wir laden zur Diskussion ein!

Jeder Mensch hinterlässt jeden Tag Spuren, die digital erfasst und ausgewertet werden: für die Planung von Radwegen oder eine verbesserte Diagnostik sowie medizinische Behandlung genauso wie für individualisierte Werbung und die Bewertung der persönlichen Kreditwürdigkeit. Was wissen wir darüber eigentlich, wie viel von uns möchten wir tatsächlich preisgeben und wo ist es ratsam, Grenzen zu setzen? Wie viel Transparenz ist wichtig, was sollten Unternehmen tun und welche Leitplanken sind sinnvoll? Zur Diskussion dieser Fragen hat die HTW Berlin vier Gäste aus Wissenschaft und Gesellschaft eingeladen. Sie werden unterschiedliche Facetten des Themas beleuchten und gemeinsam mit Ihnen nach Antworten suchen.

Auf dem Podium

Prof. Dr. Helena Mihaljević ist Professorin für Data Science an der HTW Berlin. Die Mathematikerin arbeitet in interdisziplinären Forschungsteams an Themen wie der Privatsphäre-sensiblen Modellierung von Mobilitätsdaten oder der Analyse von Hassreden in Online-Sphären.

Personenbezogene Daten können sehr wertvolle Erkenntnisse bringen – z.B. über die Verbreitung von Epidemien oder über Verkehrsgefahren für Radfahrende. Sie können von großem Vorteil sein, um strukturelle Benachteiligung, beispielsweise bei der technologiegestützten Personalauswahl, zu erkennen, und gleichzeitig Diskriminierung, z.B. bei der Prüfung von Kreditwürdigkeit, befördern. Wie können gesellschaftlich wertvolle Analysen und Modelle realisiert werden, ohne die Datengebenden zu schädigen?

Prof. Dr.-Ing. Piotr Dabrowski ist Professor für Angewandte Informatik, insbesondere Bioinformatik an der HTW Berlin. Dort ist er auch Mitglied der Leitung des Centrums für Biomedizinische Bild- und Informationsverarbeitung.

Wir beginnen erst das Potenzial anzuzapfen, welches die riesigen Mengen täglich aufgenommener medizinischer Daten für Erkenntnisgewinn und Verbesserung der Lebensqualität bergen. Dabei dürfen wir aber nicht die Risiken z.B. durch die Preisgabe intimster Informationen, wie sie aus unseren Genomen gewonnen werden können, oder unbeabsichtigt diskriminierende Algorithmen aus den Augen verlieren. Unsere Aufgabe als Gesellschaft ist es, die Balance zwischen diesen Chancen und Risiken zu finden.

Prof. Dr. Claudia Müller-Birn ist Professorin für Human-Centered Computing an der FU Berlin. In ihrer interdisziplinären Forschung fokussiert sie auf Human-AI Collaboration und befasst sich aktuell vor allem mit Fragen der Privatsphäre bei Datenspenden und der Gestaltung von Erklärungen in datengetriebenen Systemen.

Wir brauchen einen ethischeren und inklusiveren Ansatz beim Umgang mit Daten. Es sollte darum gehen, verschiedene Perspektiven bei der Erzeugung einzubeziehen, diese jeweiligen Kontexte der Erzeugung zu verstehen und bestehende Datenpraktiken (Datenquellen, -methoden und -annahmen) kritisch zu hinterfragen. Es ist an der Zeit, den Status quo zu hinterfragen und Datenpraktiken zu entwickeln, die auf mehr Teilhabe basieren.

Bendix Sältz ist Software-Entwickler und engagiert sich als Vorstandsmitglied beim digitalpolitischen Verein D64 – Zentrum für Digitalen Fortschritt, der mit seinen Grundwerten Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität die digitale Transformation konstruktiv, kritisch und kreativ mitgestaltet.

D64 - Zentrum für Digitalen Fortschritt gestaltet mit 750+ Ehrenamtlichen die digitale Transformation progressiv mit. Für uns ist entscheidend: Welche Risiken birgt die Speicherung personenbezogener Daten? Wie hoch ist das Missbrauchsrisiko, wenn Daten entwendet oder zweckentfremdet werden? Datenschutz, insbesondere Datenminimierung, muss von Anfang in Politik und Unternehmen bedacht werden. Es bedarf klarer Richtlinien, die einen verantwortungsvollen Umgang mit Daten ermöglichen.

Moderation

Vivian Upmann ist freie Moderatorin und ausgebildete Journalistin mit den Schwerpunkten Wissenschaft und Politik. Sie war jahrelang als politische Korrespondentin der Mediengruppe RTL Deutschland tätig und leitet seit 2021 die Kommunikationsabteilung der Universität zu Lübeck, wo sie auch als Pressesprecherin fungiert.

Vivian Upmann