30 Jahre HTW Berlin
29. November 2024 – Seit 1994 ist die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin) rechtlich selbstständig, in diesem Jahr begeht sie ihr 30-jähriges Bestehen. Anlässlich des Jubiläums machte sich die Hochschule mit Zeitzeug*innen auf Spurensuche. Highlight des anschließenden Festakts war eine Podiumsdiskussion mit allen ehemaligen Präsidenten und der amtierenden Präsidentin. Außerdem vergab die Hochschulleitung Preise an herausragende Studierende.
Zeitzeug*innen und Ehemalige, Ehrengäste, Freund*innen und Fördernde, Gremienmitglieder, Preisträger*innen und Beschäftigte waren am 27. November 2024 auf den Campus Treskowallee eingeladen.
Workshop und Führungen am Nachmittag
Zum Auftakt machten sich der Historiker Axel Wolfgang Kahl von der Universität Potsdam zusammen mit Zeitzeug*innen auf Spurensuche im kollektiven Gedächtnis der HTW Berlin. Denn: Die Wurzeln der Hochschule reichen deutlich weiter zurück als 30 Jahre. 1994 wurde die Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW) aus der Taufe gehoben, nachdem mehrere Ostberliner Hochschulen mit unterschiedlichen Fächerprofilen fusioniert worden waren. Die Hochschule für Ökonomie Bruno Leuschner (HfÖ) hingegen wurde geschlossen, lediglich ihre Liegenschaften und Archivbestände wurden übernommen. Den Workshop hatte Dr. Ulrike Richter konzipiert, die zusammen mit Katharina Hornscheidt ein Seminar im kommenden Sommersemester plant, um die Spurensuche fortzusetzen.
Mehrere Führungen ergänzten das Nachmittagsprogramm. Archivar Christian Höcky gab Einblicke in die umfangreichen Archivbestände am Campus Treskowallee. Daneben führten die TIENS – Studierende, die als Botschafter*innen der HTW Berlin fungieren – über den Campus, sodass Ehemalige die Hochschule aus heutiger Studierendenperspektive erleben konnten.
Festakt im stimmungsvoll beleuchteten Audimax
Am Abend begrüßte Präsidentin Prof. Dr. Annabella Rauscher-Scheibe die Gäste mit einer Anekdote aus ihrem Bewerbungsverfahren um das Präsidentschaftsamt: „Die ungewöhnlichste Frage, die mir hier an der Hochschule bei meiner Bewerbung gestellt wurde, war: ‚Ist Ihnen eigentlich klar, dass wir eine ostdeutsche Hochschule sind?‘ Und was noch bemerkenswerter war: Die Frage wurde mir keineswegs von einem älteren Kollegen oder einer älteren Kollegin gestellt, sondern vom Vertreter unserer Studierenden.“ Im Verlauf des Abends ging es denn auch immer wieder um die Frage, was die HTW Berlin als ostdeutsche Hochschule ausmacht. „Die HTW Berlin hat in 30 Jahren geschafft, was vielen westdeutschen Hochschulen in 50 Jahren nicht gelungen ist. Wir sind mit mittlerweile über 15.000 Studierenden nicht nur die größte Hochschule Ostdeutschlands, sondern auch eine der größten des ganzen Landes. Unsere Studiengänge werden von außen bestens bewertet und bieten der Stadt die dringend benötigten Nachwuchsfachkräfte und durch angewandte Forschung und Transfer tragen wir unermüdlich zur Weiterentwicklung der Region bei. Ich bin gespannt darauf, wie die HTW Berlin in 30 Jahren aussehen wird“, so Rauscher-Scheibe.
Wissenschaftssenatorin Dr. Ina Czyborra ging in ihrem Grußwort ebenfalls auf die Erfolge der HTW Berlin ein, so etwa auf ihre hervorragenden Rankings und ihre Gründungsstärke. Sie schnitt aber auch die aktuellen Herausforderungen insbesondere im Bereich der Hochschulfinanzierung und das Thema Promotionsrecht an. "Mir ist bekannt, dass die HTW mehrere Anträge für Promotionszentren in forschungsstarken Umfeldern vorbereitet. Ich erwarte Ihre Anträge mit Spannung und bin ich ausgesprochen optimistisch, dass wir im kommenden Jahr gemeinsam die Verleihung des Promotionsrechts an die HTW feiern können", so Czyborra.
Podiumsdiskussion mit allen Präsident*innen
Vizepräsidentin und Moderatorin des Abends Prof. Dr. Stefanie Molthagen-Schnöring konnte eine illustre Runde auf dem Podium begrüßen. Prof. Dr. Rainer Knigge war von 1994 bis 1998 im Amt. Er war seit 1991 bereits Prorektor für den Wirtschaftsbereich der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW) in Gründung, bevor er 1994 zum Präsidenten der nun rechtlich selbstständigen FHTW wurde. Von Anfang an war die Standort-Zerrissenheit ein Thema: Die Hochschule musste lange Zeit mit fünf Standorten leben. Die Suche nach einem gemeinsamen Hochschulcampus war erfolgreich: Während der Amtszeit von Prof. Dr. Helmut Schmidt, 1998 bis 2002, fiel die politische Entscheidung, dass die Hochschule einen neuen Campus in Oberschöneweide erhalten sollte. Eine Entscheidung, die nicht nur Begeisterung auslöste. Schmidt wurde 2002 zum Oberbürgermeister von Brandenburg an der Havel gewählt und verließ die Hochschule. Auf ihn folgte Prof. Dr. Herbert Grüner, Präsident von 2002 bis 2006. Grüner schaltete sich zum Festakt virtuell aus Wien zu. In seine Amtszeit fiel unter anderem die Entwicklung des Corporate Designs, das die HTW Berlin bis heute prägt. Auf die längste Amtszeit kann Prof. Dr. Michael Heine zurückblicken. Er war von 2006 bis 2014 im Amt. 2006 konnte die Hochschule das erste Gebäude in Oberschöneweide beziehen, eröffnet wurde der Campus dann 2009. So wurden aus fünf Hochschulstandorten zwei, der Campus Wilhelminenhof und der Campus Treskowallee. Ebenfalls 2009 fand die Umbenennung in HTW Berlin statt. Das Thema Zentralcampus blieb weiterhin Thema: Prof. Dr. Klaus Semlinger trieb das Thema in seiner Amtszeit von 2014 bis 2019 voran, ebenso sein Nachfolger Prof. Dr. Carsten Busch. In dessen Präsidentschaft von 2019 bis 2023 fiel auch die Corona-Krise, die die Hochschule sehr gut bewältigen konnte. Den Blick auf die aktuellen Herausforderungen, aber auch Stärken der Hochschule richtete Prof. Dr. Annabella Rauscher-Scheibe. Sie ist seit 2023 im Amt.
Ehrung und Abschied
Dr. Dagmar Simon, Vorsitzende des Kuratoriums der HTW Berlin, dankte Mathis Kuchejda, dem langjährigen Vorsitzenden des Kuratoriums der HTW Berlin. Das Gremium dient insbesondere der Verbindung von Hochschule und Gesellschaft und nimmt Stellung zu grundsätzlichen Fragen wie dem Haushaltsplan sowie dem Struktur- und Entwicklungsplan. Kuchejda hatte den Vorsitz des Gremiums Ende vergangenen Jahres abgegeben. Der geschäftsführende Gesellschafter der Schmidt + Haensch GmbH & Co., einem weltweit führenden Unternehmen auf dem Gebiet der optoelektronischen Messtechnik, ist seit 2008 Mitglied im Kuratorium, seit 2010 hatte er den Vorsitz inne.
Die Präsidentin verabschiedete außerdem den ehemaligen Kanzler Claas Cordes, der seit diesem Jahr Kanzler der Universität Marburg ist. Aufgrund beruflicher Verpflichtungen konnte Cordes nicht vor Ort sein. Die Präsidentin dankte für seinen langjährigen Einsatz und hob insbesondere seine Verdienste um den guten Zustand der Gebäude an den beiden Hochschulstandorten hervor. Cordes war seit 2014 Kanzler der HTW Berlin und wurde 2020 erneut gewählt. Zum 1. Januar 2024 wechselte er nach Marburg.
DAAD-Preis für internationale Studierende
Claus Lange, Leiter des International Office, übergab den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für herausragende Leistungen internationaler Studierender an Armel Jordan Njike Nzongang aus Kamerun, Student im Master "Finanzmathematik, Aktuarwissenschaften und Risikomanagement". Er engagiert sich seit Jahren bei der Berliner Tafel und als Tutor an der HTW Berlin.
Diversity Preis: Wandkalender 2025 „Vielfältige HTW Berlin“
Im März 2024 wurde die HTW Berlin mit dem Diversity-Zertifikat des Stifterverbands ausgezeichnet. Vorausgegangen war ein zweijähriger Prozess, das sogenannte Diversity Audit. In dessen Verlauf baute die Hochschule ihre Diversity-Strategie weiter aus und entwickelte einen Fahrplan für weitere Maßnahmen, darunter der Diversity-Preis, der künftig jährlich vergeben werden soll. In diesem Jahr fand er in Form eines Gestaltungswettbewerbs statt. Studierende im Studiengang Kommunikationsdesign konnten ihre Entwürfe für einen Wandkalender 2025 „Vielfältige HTW Berlin“ einreichen. Die fachliche Betreuung übernahm Prof. Jona Piehl.
Eine Jury wählte drei Entwürfe aus, die jeweils ein Preisgeld erhielten. Ermöglicht wurde das Preisgeld durch eine Spende der Manfred-Roth-Stiftung (NORMA). Die drei ausgezeichneten Entwürfe wurden auf Instagram unter den Studierenden öffentlich zu Wahl gestellt. Gewonnen hat der Entwurf „Quer durch“ von Tereza Menclová und Lilian Scheidweiler. Präsidentin Prof. Dr. Rauscher-Scheibe überreichte den Studierenden die Auszeichnung. Als offizieller HTW-Berlin-Kalender 2025 wurde der Entwurf in großer Auflage gedruckt. Das Ergebnis konnten die Gäste im Foyer bestaunen und sich ein Exemplar mitnehmen. Die weiteren Preise gingen an Chloé Berthelier und Luka Schlage sowie Isabelle Gregor.