Rico Meier tritt Aumund-Stiftungsprofessur an der HTW Berlin an
4. April 2022 — Dr. Rico Meier ist seit 1. April Professor für Industrielle Sensorik und Predictive Maintenance 4.0 an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin). Die Franz-W. Aumund-Stiftung fördert die neu geschaffene Professur für fünf Jahre. Der Stifterverband unterstützt die beiden Partnerinnen und ihre Zusammenarbeit im Rahmen der „Prof. Heinrich Aumund-Stiftungsprofessur“.
Die Stiftungsprofessur für Industrielle Sensorik und Predictive Maintenance 4.0 ist am Fachbereich Ingenieurwissenschaften – Energie und Information angesiedelt und ermöglicht zusätzliche Angebote in Forschung und Lehre insbesondere für die Studiengänge Mikrosystemtechnik, Informations- und Kommunikationstechnik, Computer Engineering und Elektrotechnik.
„Durch die zusätzliche Professur können wir Lehre und Forschung interdisziplinär und praxisnah weiterentwickeln und somit das Profil der Hochschule als Ort der Innovation und Transformation stärken. Ich danke der Franz-W. Aumund-Stiftung für die großzügige Förderung sowie dem Stifterverband für die wertvolle Unterstützung. Ich freue mich, den Kollegen Meier an der HTW Berlin willkommen zu heißen“, so HTW-Präsident Prof. Dr. Carsten Busch.
„Die vorausschauende Instandhaltung auf Basis betrieblicher Sensordaten gewinnt in allen Bereichen der Industrie zunehmend an Bedeutung. Dazu ist zum einen eine angepasste Sensorik nötig, die Bauteile, die extremen Bedingungen wie Temperaturschwankungen, Verschmutzung und Vibrationen ausgesetzt sind, kontinuierlich überwacht. Zum anderen brauchen wir Algorithmen, die die entstehenden großen Datenmengen nach Mustern und Trends untersuchen können“, erläutert Dekan Prof. Dr. Carsten Thomas den Bedarf für die Stiftungsprofessur Industrielle Sensorik und Predictive Maintenance 4.0.
Über Prof. Dr. Rico Meier
Dr. Rico Meier wird das neue Fachgebiet vertreten. Der 38-jährige Physiker war zuletzt an der Arizona State University als Forschungsprofessor tätig. Sein Forschungsprofil umfasst die Entwicklung neuartiger, zerstörungsfreier Prüfverfahren zur Material- und Bauteilcharakterisierung, die gezielte Mikro- und Nanostrukturmanipulation und das Eigenschaftsdesign, also die Einstellung gewünschter Material- oder Bauteileigenschaften im Herstellungsprozess. Dabei spielen die Digitalisierung und die ganzheitliche Betrachtung bzw. Optimierung des Produktlebenszyklus vom Rohstoff bis zum Recycling eine entscheidende Rolle. Vor seiner Tätigkeit in den USA arbeitete er fast zehn Jahre am Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik CSP. Neben der Arizona State University lehrte er an den Hochschulen Merseburg und Anhalt sowie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, wo er 2016 promovierte.
Über die Stiftungsprofessur und Prof. Heinrich Aumund
Die „Prof. Heinrich Aumund-Stiftungsprofessur“ ist dem Technikwissenschaftler und Unternehmer Heinrich Aumund (1873-1959) gewidmet. Die Professur steht für praxisnahe und interdisziplinäre Forschung und überträgt die Denkweise von Prof. Dr.- Ing h.c. Heinrich Aumund in die heutige Zeit.
Heinrich Aumund lehrte von 1909 bis 1922 an der Hochschule Danzig und wirkte von 1925 bis 1935 an der Technischen Hochschule in Berlin, bis er 1935 vom nationalsozialistischen Regime in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wurde. Während seiner Lehrtätigkeit legte er stets großen Wert auf die Nähe zur industriellen Praxis. Selber unternehmerisch tätig wurde Heinrich Aumund, der im Alter von 17 Jahren sein erstes Patent einreichte, durch die Gründung seines Ingenieurbüros im Jahr 1922 in Berlin und legte damit den Grundstein für die AUMUND-Unternehmensgruppe.
Zwischen 1920 und 1926 war Heinrich Aumund im preußischen Wissenschaftsministerium für die Reform der Technischen Hochschulen in Preußen zuständig und setzte sich mit großem Engagement für die Annäherung von Technik und Wirtschaft ein. Seine beruflichen und wissenschaftlichen Erfahrungen bildeten die Grundlage für sein Bestreben, die Technische Hochschule und die Handelshochschule in Berlin zu vereinen. Seine zentrale Denkschrift zu diesem Thema aus dem Jahr 1921 betitelte er folglich „Die Hochschule für Technik und Wirtschaft“.
Die ambitionierten Reformvorhaben scheiterten allerdings aufgrund von Interessenskonflikten und ungünstigen finanziellen Rahmenbedingungen – dennoch ging in späteren Jahren aus ihnen der Studiengang „Wirtschaftsingenieurwesen“ hervor, der noch heute Absolventen für die praxisnahe Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Technik hervorbringt.
Virtuelles Denkmal
Franz-W. Aumund, Stifter der Franz-W. Aumund-Stiftung, setzt seinem Großvater 100 Jahre nach Unternehmensgründung nun durch die Prof. Heinrich Aumund-Stiftungsprofessur an der „Hochschule für Technik und Wirtschaft“ in Berlin ein virtuelles Denkmal.
„Wir fühlen uns geehrt, dass die Franz-W. Aumund-Stiftung sich für die HTW Berlin als Partnerin für diese lebendige, zukunftsträchtige Form des Gedenkens an einen Visionär und engagierten Unternehmensgründer entschieden hat. Eine Stiftungsprofessur bietet die wunderbare Möglichkeit, die nach wie vor wegweisenden Ideen von Prof. Heinrich Aumund zu tradieren und für junge Studierende erlebbar zu machen. Wir freuen uns sehr auf die weitere Zusammenarbeit“, ergänzt Carsten Busch.