Sebastian Dullien und Isabella Weber erhalten Kurt-Rothschild-Preis

9. August 2023 – Für ihren Vorschlag, mit einem Gaspreisdeckel Inflation zu dämpfen und soziale Folgen des Energiepreisschocks abzufedern, werden Prof. Dr. Sebastian Dullien von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin) und Prof. Dr. Isabella Weber von der University of Massachusetts Amherst mit dem Kurt-Rothschild-Preis 2023 für Wirtschaftspublizistik ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet am 7. November in Wien statt.

„Ich gratuliere Sebastian Dullien herzlich zu dieser Auszeichnung. Sie ist eine Anerkennung für seine großen Verdienste beim Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Öffentlichkeit", sagt Prof. Dr. Stefanie Molthagen-Schnöring, Vizepräsidentin für Forschung, Transfer und Wissenschaftskommunikation der HTW Berlin.

Mit dem Kurt-Rothschild-Preis werden jedes Jahr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler prämiert, deren Arbeiten sowohl in der Fachwelt erörtert werden, als auch Eingang in die medien-öffentliche Debatte finden. Der Preis erinnert an den prominenten österreichischen Wirtschaftswissenschaftler und Keynes-Schüler Prof. Dr. Kurt W. Rothschild. Die Jury, in der neben zahlreichen universitären Ökonom*innen unter anderem auch der ehemalige Präsident und der frühere Direktor der Österreichischen Nationalbank sitzen, legt bei der Auswahl der Preise ihr Augenmerk „auf innovative Antworten auf die wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Herausforderungen unserer Zeit im Geiste Kurt Rothschilds." Getragen wird der Preis vom Karl-Renner-Institut der Sozialdemokratischen Partei Österreichs und der SPÖ-Parlamentsfraktion. 

Isabella Weber und Sebastian Dullien hatten das Konzept eines Gaspreisdeckels erstmalig bereits vor Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine öffentlich vorgestellt – am 12. Februar 2022 in einem Aufsatz in der Süddeutschen Zeitung. In wissenschaftlichen Veröffentlichungen, zahlreichen Interviews und Gastbeiträgen warben sie für den Ansatz, durch ein aktives Eingreifen die Folgen der dramatischen Energiepreissteigerungen abzufangen. Damit gaben sie einen wichtigen Impuls für die später von der Bundesregierung schließlich eingeführten Energiepreisbremsen.

„Mit der Einführung der Gaspreisbreme konnten in Deutschland die Inflation gedämpft, soziale Schieflagen abgefedert und der Konsum stabilisiert werden“, sagt Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) und Professor für Volkswirtschaftslehre an der HTW Berlin. Die Idee des Gaspreisdeckels und der Gaspreisbremse stünden klar in der Denktradition Rothschilds, erklärt der Ökonom:

„Der Staat sollte regulierend und steuernd in Märkte eingreifen, wenn die Marktergebnisse sozial, gesellschaftlich oder ökonomisch unerwünscht sind. Dabei sollte es keine ideologischen Scheuklappen geben, wie etwa die Idee, dass Preise in keinem Fall angerührt werden sollten. Gleichzeitig aber sollten auch alle wichtigen vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse beachtet werden. Gaspreisdeckel und Gaspreisbremse folgen diesem Prinzip: Da der massive, durch die russische Ukraine-Invasion ausgelöste Energiepreisschock große soziale und wirtschaftliche Verwerfungen ausgelöst hat, war es richtig, ein Grundkontingent von Energie zu subventionieren. Dadurch wurde die Inflation gedämpft, soziale Schieflagen abgefedert und der Konsum stabilisiert. Gaspreisdeckel und Gaspreisbremse können damit als Vorbilder für weitere wirtschaftspolitische Eingriffe in Zeiten multipler Krisen gesehen werden.“