In Between
Die Zeichen der modernen wirtschaftlichen Globalisierung lassen sich ganz einfach im Alltag beobachten: Wer heute online ein Paar Pantoffeln bestellt, findet sie bereits morgen vor der eigenen Haustür. Egal, ob sie in Taiwan oder Südtirol hergestellt wurden. Nie zuvor haben sich Waren so schnell und weltumspannend bewegt wie heute.
Ein wesentlicher Grund dafür sind hochmoderne Infrastrukturen für den Transport von Waren und Rohstoffen. Die Logistik ist zum Rückgrat der Globalisierung geworden. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs hindern nur noch wenige Grenzen den Zugang zu Märkten, Waren und Ressourcen: An einem Ort wird Erdöl oder Kohle gefördert, an einem anderen Ort wird zu niedrigsten Löhnen in Handarbeit produziert und an einem weiteren Ort fertigen hochautomatisierte Fabrikanlagen fast ohne menschliche Arbeit. Verkauft wird überall dort, wo es eine Nachfrage gibt.
Weltwirtschaft ist weitgehend grenzenlos geworden. Flexible Transportwege zu Land, Wasser oder Luft erweitern die Möglichkeiten wirtschaftlichen Handelns radikal. Das wirtschaftliche Überall hat aber seinen Preis. Neben den bekannten gesellschaftlichen Problemen besonders in Entwicklungs- und Schwellenländern hat allein die Logistik ihre Schattenseiten: Die Inhaltsstoffe eines Bechers Erdbeerjoghurt haben, zusammen genommen, bereits mehrere hundert Kilometer zurückgelegt und die Flasche Argentinischer Cabernet Sauvignon hat eine ähnlich verheerende CO2-Bilanz. Jede Flugmango belastet die Atmosphäre mit Schadstoffen. Und die aus Australien importierte Steinkohle hat schon beim Eintreffen im Hafen von Rotterdam eine schlechte Energiebilanz. Ganz zu schweigen von den hochgiftigen Abgasen, die der Schiffstransport verursacht hat.
Die Fotoserie thematisiert den unglaublichen Verbrauch unserer Zivilisation an Energie, Rohstoffen und die Transformation von Material. Unter anderem am Beispiel des Hafens von Rotterdam soll das gezeigt werden. Dort lagern Ölreserven neben Kohle- und Erzhalden, Containerberge mit neuen technischen Gütern aus Korea werden entladen - und ein Kai weiter warten die Hinterlassenschaften unseres Konsums als Halden von Schrott auf die Verschiffung nach China.
Die Zentren der Logistik spiegeln die scheinbar endlosen Material- und Warenströme der Welt-wirtschaft. Das geplante Fotoprojekt zeigt die Rückseiten industrieller Produktion und wirtschaftlichen Handelns: logistische Schnittstellen wie Häfen, Flughäfen, Schienenwege sowie komplexe Verteilungs- und Sortiersysteme in Unternehmen. Plätze an denen gelagert, verladen und transportiert wird.
Die moderne Globalisierung der letzten zwei bis drei Jahrzehnte ist geprägt von gesteigerter Flexibilität, Dynamik und Mobilität. In statischen Bildern, mit einer analytischen, dokumentarischen Fotografie soll der Welthandel visualisiert werden. Das Projekt „Cargo“ ist ein kultureller Beitrag zu einem Thema, das mit wachsender Weltwirtschaft und schwindenden Ressourcen an Aktualität gewinnt.
Projektlaufzeit
Projektleitung
- Prof. Henrik Spohler (Projektleitung)
Kooperationspartner
- ETC Europe Container Terminals B.V., Rotterdam
- EMO Europees Massagoed- Overslagbedrijf B.V., Rotterdam
- Hansaport AG, Hamburg
- Hamburger Hafen und Logistik AG
- Volkswagen AG, Emden
- Bremer Logistik Group AG
- Lufthansa Cargo AG, Frankfurt
- DHL, Bonn
- DPD Polen, Lodsz
- UPS Europe, Köln Bonn
- Hermes Europe, Haldensleben
- Shanghai International Port Group Co. Ltd.