Die altorientalischen Bildwerke in Aleppo (Syrien) - Untersuchungen zur Chronologie und Herkunft der Steine
Im Projekt wurden große Partien des altorientalischen Tempels des Wettergottes auf der Zitadelle im syrischen Aleppo freipräpariert und dokumentiert. Dabei wurden grundlegende Erkenntnisse zur Schichtenabfolge gewonnen. Als Ergebnis ist nunmehr eine feinstratigraphische Sequenz der Tempelentwicklung gesichert, die von der Mitte des 3. bis zum Beginn des 1. vorchristlichen Jahrtausends reicht.
Völlig unerwartet kamen bei diesen Untersuchungen Teile von großen hethitischen Opfertischen aus Basalt und Kalkstein zutage, wie sie außerhalb des Kerngebietes des hethitischen Großreiches nie gefunden wurden. Eine noch größere Überraschung ergab die Freilegung eines Fundkomplexes aus Bronze, Lapislazuli und Gold - eine Gründungsbeigabe für die Erbauung des Tempels in seinem ersten Stadium. Bei den Bronzegegenständen sind zeremonielle Lanzenspitzen eines charakteristischen Typus hervorzuheben, die auch im berühmten "Schatzfund A" des Priamos in Troja vertreten sind. Somit ergibt sich nicht nur ein deutlicher Bezug des Wettergottkults nach Anatolien, sondern auch eine relativ exakte Datierung für den ersten Tempelbau auf der Zitadelle von Aleppo. Für die Chronologie der Bildwerke wurden damit weitere wichtige Anhaltspunkte gewonnen: Die Zuordnung einer Reihe von Bildwerken in die hethitische Großreichszeit, also in das 14. oder 13. Jahrhundert vor Christus, dürfte nun gesichert sein.
Auch in der Frage der Herkunft der Steinblöcke, aus denen die Skulpturen gefertigt wurden, konnte ein wesentlicher Fortschritt erzielt werden: Das hauptsächliche Material Basalt stammt vermutlich nicht aus den bekannten, rund 60 Kilometer nördlich von Aleppo gelegenen Vorkommen im Vortaurusgebiet, sondern von einem begrenzten Basaltfeld 16 Kilometer südöstlich der Zitadelle, wo sich nicht nur antiker Abbau nachweisen lässt, sondern auch noch Blöcke ähnlicher Dimensionen wie die der Reliefs an der Oberfläche liegen.
Projektlaufzeit
Projektleitung
- Prof. Dr. Kay Kohlmeyer (Projektleitung)
Mittelgeber
Gerda Henkel Stiftung