Praktikum des Monats
In diesem Praktikum des Monats berichtete Carl Colléte. Carl studierte Wirtschaft und Politik und gibt Einblicke in sein Praktikum im Bereich Internationale Bahnkooperationen in der Digital Base der Deutschen Bahn.
Wie war Ihr bisheriger Werdegang und wie sind Sie zur Deutschen Bahn gekommen?
Nach der Schule habe ich eine Ausbildung zum Hotelfachmann hier in Berlin absolviert und anschließend einige Jahre in Berlin und auf Teneriffa in der Hotellerie gearbeitet. Diese Zeit ist geprägt von teilweise skurrilen Erfahrungen, der eigenen Persönlichkeitsentwicklung und einer stets wachsenden Menschenkenntnis. Mit Mitte 20 kam der Zeitpunkt eine neue persönliche Herausforderung zu suchen, was schließlich dann als Pilgerreise über den Jakobsweg in Nord-Spanien endete. Dort habe ich für mich festgestellt, dass ich das Kapitel „Studium“ in meine persönliche Geschichte integrieren möchte. Ein Kumpel hat mich damals mit in die HTW Mensa genommen, um mal „Uni-Luft“ zu schnuppern und so bin ich über Umwege zur HTW gekommen.
Während meiner Zeit als Junior Sales Manager in der Hotellerie hatte ich bereits ersten Kontakt mit Konzernen und konnte so durch Firmenbesuche diverse Einblicke in die Abläufe und Strukturen gewinnen. Fortan stand für mich fest, dass ich für einen längeren Zeitraum in einem Konzern arbeiten möchte. Für mich kamen mehrere Unternehmen in Frage, wobei die DB als nachhaltiges Mobilitätsunternehmen und mit ihrem progressiven Auftreten bei Digitalisierungsvorhaben in der Pole Position stand. Für mich war es ebenfalls wichtig das Unternehmen, für das ich arbeite, auch zu 100 % nach außen vertreten zu können. Als ich dann die Stellenbeschreibung gelesen habe, habe ich mich zu 80% wiedergefunden (meine Mandarin- und Französischkenntnisse lassen zu wünschen übrig). Jedoch wurden viele Dinge, die ich bereits aus der Hotellerie kannte, in der Stellenbeschreibung gefordert. Und da Anforderungsprofile meiner Auffassung nach nie vollends erfüllt werden müssen, habe ich mich direkt auf die Stelle beworben. Dass es dann gleich geklappt hat, hat mich natürlich sehr gefreut.
Inwieweit hatte die aktuelle Situation um Corona Einfluss auf Ihr Praktikum?
Corona hat weltweit in allen Bereichen für Veränderungen in den verschiedensten Formen gesorgt. Für die Deutsche Bahn bedeutet die Corona-Krise ebenfalls ein Umdenken in allen Geschäftsfeldern. So wurde sich an die Vorgaben der Bundesregierung gehalten und dort wo es möglich war, im Home Office gearbeitet und auf Präsenztermine verzichtet. Das ging natürlich auch mit einigen Herausforderungen einher. Zum Beispiel litt zu bestimmten Uhrzeiten die Arbeitseffizienz durch das handwerkliche Bohren der Nachbarn, oder das permanente Klingeln an der Tür durch Paketboten. Der persönliche „Schnack“ im Flur oder an der Kaffeemaschine hat ebenfalls gefehlt, wobei wir durch virtuelle Lunchtermine oder Coffee Breaks die Umstände gut kompensieren konnten.
Wie können wir uns die Zeit als Praktikant konkret vorstellen? Welche Aufgaben prägten Ihren Arbeitsalltag?
Ich durfte, wie oben genannt, während meines Praktikums den Bereich der internationalen Bahnkooperationen mit unterstützen und ebenfalls die Arbeit mit dem Digitalverband Bitkom e.V. koordinieren. Die Aufgaben waren ziemlich vielfältig und kein Tag so wie jeder andere. Strukturiertes Arbeiten war besonders wichtig, um sich bestmöglich auf die Termine vorzubereiten. Unser Tag begann mit einem sogenannten Daily Check-In, bei dem wir uns im Team ausgetauscht haben, was für die kommenden Tage ansteht und wer welche Aufgaben übernimmt. Ich habe viele PowerPoint Präsentationen angefertigt, die später Grundlage für diverse Meetings waren. Bei den internationalen Bahnkooperationen geht es in erster Linie darum, sich mit anderen Bahnen zu Digitalisierungs- und Bahnthemen auszutauschen und gemeinsame nicht-kommerzielle Projekte voranzutreiben. Dabei hat jede Bahnkooperation ihre Stärken in unterschiedlichen Themenfeldern, wie z.B. Big Data, Building Information Modeling (BIM), Internet of Things & Predictive Maintanance. In meinen Aufgabenbereich fiel, die aktuelle Stimmung in den jeweiligen Themenfeldern einzuholen und an den Counterpart der anderen Bahnen zu kommunizieren.
Im Projekt "Bitkom" ging es vorrangig darum, eine interne Community zu gründen, die Raum für Austausch und gemeinsame Ausrichtung beim Bitkom schafft. Dafür haben wir intern viel mit Stakeholdern gesprochen, um dies auf die Beine zu stellen. Der Schwerpunkt des Projekts war daher eher, interne Absprachen zu koordinieren und mögliche DB-Teilnehmer zu identifizieren, die für die Community in Frage kamen.
Was durften Sie im Praktikum lernen?
Das sind mehrere Aspekte, die ich mitnehme. Angefangen mit dem Kennenlernen eines der größten Verkehrs- und Logistikunternehmens in Deutschland. Was ich außerdem lernen durfte ist, dass eine gute Kommunikation innerhalb des Teams eminent wichtig ist. Eine ehrliche Einschätzung der eigenen Arbeit und ständiges Feedback durch tägliche Gespräche haben mir eine gute Basis für kommende Aufgaben gegeben. Zudem konnte ich ein gutes Gefühl für das eigene Auftreten in der Geschäftswelt entwickeln, was sich eben doch auch sehr von der „Uniwelt“ unterscheidet. Das Arbeiten mit Powerpoint war wichtig, um unseren Meetings einen gut visualisierten „Roten Faden“ zu leihen. Im Studium habe ich zudem die kritische Auseinandersetzung mit unbekannten Themen gelernt sowie das Hinterfragen von Ereignissen, was mir ebenfalls in meiner Arbeit half.
Wie würden Sie die Atmosphäre in der "Digital Base" beschreiben und was macht die Deutsche Bahn für Sie als Arbeitgeber aus?
Das Arbeitsumfeld in der sogenannten Digital Base in der Stresemannstraße ähnelte dem eines großen Startups. Der Arbeitsbereich wurde durch helle und geräumige Großraumbüros mit kleinen Telefonkabinen lebhaft und arbeitnehmerfreundlich gestaltet. Auf den oberen Etagen waren die Konferenzräume mit schöner Aussicht auf den Potsdamer Platz und im Eingangsbereich gab es einen eigenen Barista. Das kannte ich bisher so noch nicht und hat mir sehr gut gefallen.
Was hat Sie in Ihrem Praktikum besonders begeistert? Gab es besondere Highlights?
In meinem Arbeiten war ich ziemlich frei, das empfand ich als durchweg positiv. Angefangen hat das beim täglichen Arbeitsbeginn, der flexibel gestaltet werden konnte. Ich fange gerne früh an, da morgens meine Produktivität am Höchsten ist und ich so meine E-Mails oder Aufgaben abarbeiten konnte. Während meines Praktikums durfte ich auch an themenbezogenden Vorträgen und Online Schulungen teilnehmen, die mich interessiert haben. Das empfinde ich nicht als selbstverständlich. Mein Chef hat zudem viel Wert auf das „Netzwerken“ gelegt, sodass auch immer Raum für Coffee Dates und Meetings mit Kolleg_innen aus anderen Abteilungen war. Dadurch durfte ich viele Mitarbeiter_innen kennenlernen und konnte so spannende Einblicke in das Arbeitsleben der Deutschen Bahn sammeln. Verantwortung durfte ich durch Redeanteile in Meetings sowie durch das Präsentieren meiner Arbeit übernehmen und meine Gedanken und Ansichten mit einbringen. Als Praktikant_in gilt man bei den internationalen Bahnkooperationen als volles Mitglied des Teams, was ich ebenfalls sehr positiv empfunden habe.
Die größten Highlights waren die Meetings mit der Vorständin Frau Prof. Dr. Sabina Jeschke. Durch Corona fanden diese leider nur digital statt, aber die Energie und das fachliche Know-How live zu erleben, war schon etwas Besonderes. Auch das interne Auftreten der DB ist ein komplett anderes, als man es vielleicht aus den Medien kennt. Es wird an zukunftsfähiger Mobilität gearbeitet, um den Menschen die Reisen so einfach und komfortabel wie möglich zu machen.
Welche Fähigkeiten braucht es in diesem Praktikum?
Man sollte wissbegierig und an Themen rund um die Deutsche Bahn sowie Digitalisierung interessiert sein. Zudem ist das Arbeiten mit PowerPoint wichtig. Gerade für managementgerechte Präsentationen müssen formale Dinge eingehalten werden, wie z.B. innerhalb der Führungslinien zu bleiben, nicht zu viel Text zu verwenden und die Folien anschaulich zu gestalten. Kreativität ist ebenfalls eine Eigenschaft, die man hier einfließen lassen kann und erwünscht ist. Für den E-Mailverkehr und die Erstellung von Präsentationen ist eine gute Rhetorik von Vorteil, sodass wenig vom Vorgesetzten verbessert werden muss. Detailtreue kann gut sein, aber auch blockieren bzw. die Arbeit in die Länge ziehen. Wir haben nach dem Prinzip der 80/20 Regel gearbeitet, sodass wir effizient unsere Präsentationen finalisieren konnten. Auch den "richtigen" internen wie auch externen Umgang mit Geschäftspartnern sollte man kennen. Selbst wenn das Zusammenarbeiten in der Base weniger hierarchisch einzuordnen war, gilt nach wie vor der „normale“ Umgang in der Geschäftswelt, was mit einem „Sie“ beginnt und erst mit dem Angebot eines „Du“ geändert wird. Letztlich können eine vorherige Berufserfahrung bzw. erste Arbeitserfahrungen von Vorteil sein.
Wie viel Zeit sollte man für das Praktikum mindestens einplanen?
Mindestens drei Monate sollte man einplanen, idealerweise hat man aber mehr Zeit.
Wie wird das Praktikum vergütet?
Man erhält 700 Euro brutto im Monat.
Gibt es etwas, auf das im Bewerbungsprozess Wert gelegt wird?
Bei der Bewerbung wird auf ein Motivationsschreiben verzichtet. Ist der Lebenslauf auf Interesse gestoßen, wird ein Telefontermin mit der Personalabteilung vereinbart, bei dem Bewerber_innen mündlich ihre Motivation formulieren dürfen. Danach folgt eine Einladung zum persönlichen Kennenlernen.
Beim Absenden der Bewerbung sollte darauf geachtet werden, dass sie vollständig ist. Wer unvollständige Bewerbungen abgibt, wird aus dem Bewerberpool genommen, bzw. erst gar nicht aufgenommen. Wichtig ist entsprechend, genau auf die Anforderungen zu schauen, die an Bewerber_innen gestellt werden.
Im Vorstellungsgespräch sollte man sich auf Fragen zur Motivation, zum Verhalten in bestimmten Situationen, der eigenen Arbeitsweise und zur Priorisierung der Arbeit vorbereiten, aber auch darauf, dass Fragen in englisch gestellt werden.
Wie kann man sich für das Praktikum bewerben?
Aktuell gibt es noch keine neue Ausschreibung, jedoch wird diese voraussichtlich in den kommenden Wochen im DB-Stellenmarkt veröffentlicht und im Herbst wieder eingestellt. Auch Initiativbewerbungen machen Sinn, da intern Abfragen über Praktikant_innen stattfinden und Stellen in anderen Abteilungen vakant sein können. Dann liegt es an den Profilen der Bewerber_innen, ob diese dann in Frage kommen.
Die Bewerbung läuft über das Karriereportal der Deutschen Bahn; Karriere@Deutsche Bahn
Ansprechpartner für dieses Praktikum ist: Robert Hagen, Manager Int. Bahnkooperationen und digitale Verbände; E-Mail: robert.hagen@deutschebahn.com
Ihr persönlicher Praktikumstipp, damit die Praktikumssuche zum Erfolg wird?
Seid euch der eigenen Interessen und Fähigkeiten bewusst und beginnt die Praktikumssuche gezielt und frühzeitig. Das bringt Struktur und vor allem Ruhe in den Studienplan. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass Bewerbungsfristen für Praktikumsstellen besonders im öffentlichen Dienst teilweise 6-9 Monate vor Praktikumsbeginn enden.
Zudem bietet der Career Service an der HTW nützliche Informationen und Tipps zur Gestaltung der Bewerbungsunterlagen und der Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche, die ihr für euch nutzen könnt.
Beim Vorstellungsgespräch solltet ihr authentisch und gut vorbereitet auftreten und dies als Chance nutzen, das gegenüber kennenzulernen. So wirkt das Gespräch nicht wie ein Verhör und macht beiden Seiten Spaß. Seid also interessiert.
Ihr persönlicher Tipp, damit das Praktikum selbst zum Erfolg wird?
Das Praktikum solltet ihr als Chance verstehen, (erste) berufliche Erfahrungen mit Verantwortung zu sammeln, die sich gewinnbringend auf den eigenen Lebenslauf auswirken können. Wenn ihr es schafft, wissbegierig, engagiert und mit eigenen Ideen aufzutreten, könnt ihr euch über ein gutes Praktikumszeugnis und vielleicht sogar über ein Jobangebot freuen. Um es mit den Worten meines Marketingdozenten abzurunden: „Kreativität ist die neue Intelligenz“.