Gender & Diversity in der digitalen Lehre
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Menschen haben sehr unterschiedliche Lernstrategien. Diese werden durch bildungsbiografische Erfahrungen geprägt und dabei von gesellschaftlichen Faktoren wie z.B. Geschlecht, sozialer Herkunft und der eigenen Lebenssituation beeinflusst. Digitalisierung wirkt hier nicht als Gleichmacherin, im Gegenteil: Die technische Ausstattung, das Nutzungsverhalten und nicht zuletzt der Umgang mit digitalen Tools und virtueller Kommunikation im Studium müssen immer im Zusammenhang mit dieses Faktoren betrachtet werden.
An der HTW Berlin lernen und lehren ganz unterschiedliche Menschen. Diese Unterschiede gilt es methodisch-didaktisch zu berücksichtigen, um eine gender- und diversitätssensible digitale Lehre umzusetzen. Dem Paradigma ‚from teaching to learning‘ folgend, besteht die Herausforderung für Lehrende darin, nicht bloß fachliches Wissen zu vermitteln, sondern in einem umfassenderen Sinne (Selbst-)Lernprozesse für Studierende mit ihren unterschiedlichen Voraussetzungen zu ermöglichen und zu gestalten.
Hier unterscheidet sich die digitale Lehre didaktisch kaum von der Präsenzlehre. Die Herausforderung besteht vielmehr in der methodischen Umsetzung mittels digitaler Tools. Auf dieser Seite führen wir die wichtigsten Aspekte auf, die Sie in der Lehre im Blick haben sollten.
Eigene Haltung und Kompetenzen reflektieren
Auch im digitalen Lehr-Lern-Raum stehen Lehrende vor der Herausforderung, möglichst auf die individuellen Stärken und Schwächen der Studierenden einzugehen, ohne sie z.B. nach Geschlecht oder Herkunft zu kategorisieren. Gender- und Diversity-Kompetenz ist dabei zuallererst Reflexionskompetenz: Wie wirken soziale Faktoren auf das Lehr-Lern-Geschehen? Wie ermögliche ich Vielfalt, ohne in falsche Kategorien und Schubladen zu verfallen? Wie gehe ich mit heterogenen Studierendengruppen um? Bei der Reflexion und Weiterbildung bieten z.B. das Online-Tool zur Selbstreflexion der Uni Freiburg, die Webseite des Hochschulforum Digitalisierung oder die Checklisten der HAW Hamburg Unterstützung.
Technische und organisatorische Barrieren vermeiden
- Asynchrone Formate bieten zeitliche Flexibilität für Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen. Hierbei ist es wichtig, auch Selbstlernphasen lernförderlich zu unterstützen, unterschiedliche Beteiligungsmöglichkeiten anzubieten sowie eine Interaktion zwischen Lehrenden und Studierenden zu ermöglichen.
- Signalisieren Sie, dass Ihnen technische und organisatorische Hürden bewusst sind und zeigen Sie sich bereit, gemeinsam Lösungen zu finden.
- Gestalten Sie Ihre Materialen so, dass sie für hör- und/oder sehbeeinträchtigte Menschen zugänglich sind. Elemente zur Reduzierung von technischen Barrieren sind: starke Kontraste, serifenlose Schriftarten, barrierefreie Dokumente, visuelle Elemente erläutern, Audios immer auch als Text zur Verfügung stellen. Eine Übersicht über die Aufbereitung von barrierefreien Informationen finden Sie auf der Webseite der Kommunikation.
Vielfältige Lehrmethoden wählen
Auch in digitalen Lernräumen gilt für gute Lehre:
- möglichst handlungsorientierte Methoden einsetzen (problembasiertes Lernen, forschendes Lernen),
- aktivierende Methoden und wechselnde Sozialformen (Einzel-, Paar- und Gruppenarbeit) verwenden
- lebensweltliche Zugänge bieten,
- kompetenzorientierte Lernziele festlegen und transparent machen,
- zeitliche und inhaltliche Struktur von Kursen übersichtlich und transparent gestalten.
Wertschätzende Kommunikationskultur gestalten
Alle Hochschulmitglieder sind Lernende in der digitalen Entwicklung. Nehmen Sie sich die Zeit, auch im digitalen Lehr-Lern-Raum eine wertschätzende Kommunikationskultur zu fördern. Begründen Sie die Bedeutung einer diskriminierungssensiblen Kommunikation und fordern Sie diese verbindlich ein. Dazu kann es gehören:
- eine Netiquette für die virtuellen Lehr-Lern-Räume aufzustellen oder gemeinsam zu erarbeiten,
- zu einer fehlertoleranten und experimentierfreudigen Haltung zu ermuntern,
- stereotype und diskriminierende Sprache vermeiden,
- falls Sie Bilder verwenden, vielfältige Personen abzubilden (Menschen verschiedenen Alters, Geschlechts, Hautfarbe, Körperformen und jeweils nicht in stereotypen Situationen zeigen.
- alle Teilnehmenden um die Angaben des zu verwendenden Namens und Pronomen zu bitten.
Inhalte der Geschlechter- und Diversitätsforschung berücksichtigen
Neben didaktischen Herausforderungen geht es bei Gender und Diversity um fachbezogene Inhalte. Gerade die anwendungsbezogenen Fächer bieten vielfältige Anknüpfungspunkte für eine Berücksichtigung von Geschlechter- und Diversitätsforschung. Wenn Lösungen für gesellschaftliche Probleme entwickelt werden, spielen Geschlecht und weitere Diversity-Dimensionen oft eine entscheidende Rolle. Dies gilt auch für scheinbar ‚gender-neutrale‘ Bereiche wie die MINT-Fächer, wenn es etwa um das Nutzungsverhalten geht oder um die Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen. Interessante inhaltliche Anregungen für die Lehre bietet Ihnen die Zusammenstellung von diversen Handreichungen und Online-Portalen auf der Website des Referats Frauenförderung & Gleichstellung.
Auch im Rahmen der digitalen Lehre sind Sie eingeladen, das Angebot des Co-Teachings zu nutzen, bei dem nach individueller Absprache gemeinsam eine fachbezogene Lehreinheit zu Gender- und Diversity-Themen gestaltet wird.
Lehrenden-Service-Center, HTW Berlin.
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